Meinung & Co.

Journalismus von unten

Als Arbeiterkind und Mensch mit Migrationsgeschichte nutze ich meinen Journalismus, um Stimmen zu Gehör zu bringen, die sonst unterdrückt würden. Der Großteil aller Journalist*innen in Deutschland stammt aus Familien der Mittelschicht und der höheren Einkommensschichten. Dieser Beruf ist sehr exklusiv, schlecht bezahlte Volontariate und noch schlechter bezahlte Praktika können sich vor allem Kinder reicher Eltern leisten. Das hat einen Einfluss darauf, mit welchen Themen sich Journalist*innen auseinandersetzen und was untern Tisch fällt. Die sogenannte journalistische Neutralität ist oft eine schlichte Objektivierung der sozioökonomischen Perspektive bürgerlicher Menschen. In diesem Geschäft, in dem vor allem die Reichen zu Wort kommen, melde ich mich von unten.

Lyrik für Veränderung

Im deutschsprachigen Raum diskutiert man oft über die Berechtigung von Politik in der Kunst. Ich finde das engstirnig. Wenn man über den nationalen Tellerrand schaut, erkennt man, dass es in vielen Weltregionen eine große Tradition politischer Lyrik gibt. Im deutschsprachigen Raum kommt das langsam an. Mir ist der Kunst- und Literaturbetrieb zu weiß, zu abgehoben, bürgerlich und selbstbezogen. Die Lyrik muss zu den Leuten. Mit Gedichten, die rein demonstrativen Charakter haben, also zeigen wollen, was der*die Dichter*in alles mit Worten macht, kann ich Nichts, Null, Nada anfangen. Und Leuten, die mir mit einem Weinglas in der Hand von Kunst für die Kunst erzählen, rate ich, Bourdieu zu lesen.